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Götz Widmann – Hank Story

Manchmal trägt man eingebildete Wahrheiten über Jahrzehnte mit sich herum und merkt es nicht, baut darauf komplett verdrehte Glaubenssysteme auf und verbreitet sie auch noch in der Welt, ohne zu realisieren, was für einen Schwachsinn man von sich gibt. So – muss ich jetzt gestehen – ging es mir selbst auch, und zwar ausgerechnet mit der Geschichte von Hank, dem ersten offiziellen Haschischtoten. Es muss irgendwann im Sommer 1995 gewesen sein, als ich in einer einschlägigen Hanfzeitschrift unter Vermischtes seine traurige Geschichte fand. Es ging um einen bedauernswerten holländischen Dockarbeiter, der im Hafen von Rotterdam von einem herabfallenden Container voller Hasch erschlagen wurde. Das beeindruckte mich zutiefst, noch in der selben Nacht schrieb ich „Hank starb an ner Überdosis Hasch“, und der Song wurde einer unserer grössten Hits mit Joint Venture.

Dann geschah fast 30 Jahre nicht viel. Als ich 2023 mit dem 30-Jahre-Joint-Venture-Programm auf Tour war, gab es ein bisschen mehr Medienaufmerksamkeit als sonst. Unter anderem hatte das Berliner Szenemagazin Tip einen Interviewtermin mit mir für mein Konzert im SO36 anberaumt. Der Journalist Jacek Slaski, der das Interview machen sollte, war nicht wirklich ein expliziter Joint-Venture-Experte und musste deswegen ein bisschen recherchieren. Als er dann bei Spotify anfing, in die Musik reinzuhören, kam ihm gleich beim ersten Song die Geschichte, die erzählt wurde, seltsam bekannt vor: Es war die traurige Story von Hank, dem unglücklichen Dockarbeiter. Kein Wunder! Er hatte sie nämlich selbst erfunden und als eine seiner allerersten Publikationen 1994 in einer Tempelhofer Schülerzeitschrift veröffentlicht. Das muss wohl irgendein schlauer Mitarbeiter des Hanf-Journals mitbekommen haben, so geriet die Story in das Heft, wo ich sie dann wenig später las und für bare Münze nahm. Als Jacek mir das dann bei unserem ersten Telefonat erzählte, musste ich natürlich lachen und wir hatten auch sofort eine einmalige Connection. Aber ein bisschen peinlich war es mir schon, dass ich so arglos auf eine Zeitungsente reingefallen war. Heute würde man es wohl einen sehr klassischen Fall von Fake News nennen, aber so wurden Generationen von ahnungslosen Kiffern mit einem Narrativ beschallt, das frei erfunden und durch keinerlei Fakten belegt war.

Dafür möchte ich mich von ganzem Herzen entschuldigen und anmerken, dass man vor allem zweierlei aus der Geschichte lernen kann. Erstens: man sollte, wenn man etwas zitiert, unbedingt seine Quelle hinterfragen und kann gar nicht gründlich genug dabei vorgehen. Das gilt ganz besonders für Publikationen im Netz und in Kifferzeitschriften. Zweitens: ist dann also doch bis heute immer noch kein medizinisch nachgewiesener Haschischtoter bekannt. Womit einmal mehr die Realität sehr viel weniger spektakulär ist als die Fake News, die irgendjemand verbreitet.

Den Song spiele ich auf meiner kommenden Tour natürlich trotzdem…

Alles Gute
Götz

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